Die Rolle ökologischer Gewerkschaftspolitik in einer sozial-ökologischen Transformation:
Die Klima- und Umweltkrise ist aus unser aller Leben nicht mehr auszublenden. Fast täglich erreichen uns die Nachrichten von Dürren, Überflutungen und dem Artensterben. Wenn ein gutes Leben auf diesem Planeten weiterhin möglich sein soll, kommen wir um eine breite gesellschaftliche Transformation nicht herum.
Die Fokussierung auf nachhaltige Konsum- und Lebensstile führte lange Zeit dazu, dass andere Bereiche wie beispielsweise Arbeit und Produktion in öffentlichen Debatten wenig Beachtung fanden. Doch ist es gerade die Art und Weise wie wir unsere Produktion und Reproduktion organisieren, die einen Ausweg aus der Krise bieten kann. Das Feld der Arbeit ist insofern für eine sozial-ökologische Transformation von höchster Relevanz.
Gewerkschaften als die Vertretung der Arbeitnehmer*innen haben schon lange erkannt, dass sie ökologische Aspekte in ihre Politik integrieren müssen. Mit der Maxime „Auf einem toten Planeten gibt es keine Arbeitsplätze“ wurde die Stoßrichtung abgesteckt. Allerdings ist nicht zu leugnen, dass die Gewerkschaften mit einem strategischen Dilemma konfrontiert sind, wenn es darum geht, gute Arbeit mit ökologischer Nachhaltigkeit zu vereinen. Oftmals sind es gerade die gut organisierten und gut bezahlten Arbeitsbereiche in der Industrie, die mit enormen Umwälzungen zu rechnen haben. Ein Widerstand der Beschäftigten ist mithin nicht einfach Ausdruck einer Weigerung an der sozial-ökologischen Transformation zu partizipieren, sondern oftmals begründeten Ängsten und Unsicherheiten geschuldet. Hier kann gewerkschaftliche Bildungsarbeit eine wichtige Vermittlungsposition einnehmen. Sie ermöglicht es, über die Ebene der individuellen Konsumpraktiken hinauszugehen und eine Transformation auf kollektiver, betrieblicher Ebene anzustoßen. Die Erfahrungen, Bedürfnisse und Ängste der Arbeitnehmer*innen können gemeinsam reflektiert und in eine kooperative gestalterische Praxis überführt werden.
Vor diesem Hintergrund ist das vorliegende Heft entstanden: gewerkschaftlicher Bildungsarbeit werden kreative und lebensnahe Methoden an die Hand gegeben, um eine Brücke zwischen sozialer und ökologischer Nachhaltigkeit zu schlagen.
Die auf den folgenden Seiten vorgestellten Methoden wurden innerhalb des Projekts „ESD for 2030: Education for Sustainable Unionists“ in enger Zusammenarbeit mit Gewerkschafter*innen und Arbeitnehmer*innen entwickelt. Das Heft lässt sich sinnvoll in Bildungsangeboten einsetzen, die Gewerkschafter*innen, Betriebsrät*innen und Beschäftigte adressieren. Es richtet sich zuvorderst an haupt- und ehrenamtliche Bildungsreferent*innen der gewerkschaftlichen Bildungsarbeit, kann jedoch ebenso in der beruflichen Bildung für eine nachhaltige Entwicklung eingesetzt werden.
Die Methoden können als zusammenhängendes Lernerlebnis verstanden werden, bei dem die vier Zyklen des experimentellen Lernens nach Schneidewind und Singer-Brodowski (2015) durchlaufen werden: Problemanalyse, Visionsentwicklung, Experimentierphase und Diffusion und Lernen. Je nach Bedarf können sie jedoch auch einzeln eingesetzt werden. Wir wünschen viel Freude und Inspiration beim Ausprobieren!
Zur Webseite: https://www.oekologische-gewerkschaftspolitik.de/methodenheft