Abstract: In den wissenschaftlichen und politischen Debatten über die Transformation zur Nachhaltigkeit oder entlang sozial-ökologischer Linien werden Arbeitnehmer*innen und Gewerkschaften kaum erwähnt. Letztere vertreten immer noch weitgehend eine Perspektive, die man mit „Arbeitsplätze versus Umwelt“ zusammenfassen könnte und formulieren ihre Umweltstrategien im Rahmen der „ökologischen Modernisierung“, wenn überhaupt – d.h. sie stellen die Wachstumsorientierung, die kapitalistischen Macht- und Produktionsverhältnisse oder die zerstörerischen Gesellschafts-Natur Verhältnisse nicht in Frage. Es waren starke Gewerkschaften, die für große Teile der Bevölkerung historische Errungenschaften erkämpft haben, aber diese Errungenschaften vertieften gleichzeitig die problematischen Aspekte einer Produktions- und Lebensweise Lebensweise, die wir als „imperiale Lebensweise“ bezeichnen. Dieser Widerspruch muss berücksichtigt und politisch bearbeitet werden. Dieser Beitrag untersucht die Ergebnisse eines mehrjährigen empirischen Projekts zu den Ansichten der österreichischen Gewerkschaften zur sozial-ökologischen Transformation. Es zeigt, dass es zwar bereits einige wichtige Initiativen gibt, die aber nicht die zentrale Herausforderung, nämlich die nach der imperialen Lebensweise, angehen. Allerdings gehen einige Ansatzpunkte für eine mögliche Politisierung von nicht nachhaltiger Produktion und Konsum aus unserer Forschung hervor, zusammen mit einem Blick auf die Rolle der Gewerkschaften bei dieser Politisierung. Ein Ansatz ist die Gleichsetzung von Wohlstand mit kapitalistischem Wirtschaftswachstum zu überwinden und sie durch ein umfassenderes Verständnis von Wohlbefinden und Lebensqualität zu ersetzen.
Quelle: Brand, U., & Niedermoser, K. (2019). The role of trade unions in social-ecological transformation: Overcoming the impasse of the current growth model and the imperial mode of living. Journal of Cleaner Production, 225(2019), 173-180.
Zum Download: https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S0959652619309941