Executive Summary: Die vorliegende Studie untersucht die gegenwärtige Situation von Lenker:innen im Buslinienverkehr in Österreich im Hinblick auf die Arbeitsbedingungen und Beschäftigungsverhältnisse. Ziel ist es, ein besseres Verständnis darüber zu erlangen, in welchen Bereichen Veränderungen notwendig sind, um den Beruf des Buslenkens zu attraktiveren. Durch die entsprechende Verbesserung der Arbeitsbedingungen können bestehende Arbeitskräfte gehalten und neue gewonnen werden. Ausgangspunkt für die Erhebung ist die Bedeutung des öffentlichen Busverkehrs als kritische Infrastruktur im Rahmen der Mobilitätswende. Im Fokus der Studie stehen Lenker:innen, die unter den Kollektivvertrag für private Autobusbetriebe fallen, an die Teile des öffentlichen Buslinienverkehrs ausgegliedert wurden. Mittels einer Kombination aus qualitativen Interviews (mit bundesweit 22 Lenker:innen) und einer quantitativen Online-Befragung (an der über 600 Lenker:innen teilnahmen), wurden Unzufriedenheiten, Bedürfnisse und Wünsche erhoben und analysiert. Der Kontakt zu den Lenker:innen wurde über die Gewerkschaft vida vermittelt, die für die private Autobusbranche verantwortlich ist. Die zentralen Ergebnisse beziehen sich auf die Anliegen der Lenker:innen, die in den Interviews und der Befragung besonders hervorgehoben wurden. Viele der beschriebenen Herausforderungen und Probleme im Arbeitsalltag der Lenker:innen lassen sich auf Regelungen im Kollektivvertrag der Branche oder die betriebliche Praxis bei vielen Busunternehmen zurückführen. Diese umfassen:
- Grundsätzliche Freude am Buslenken, aber die Rahmenbedingungen stimmen nicht
- Wenig Planbarkeit und schwierige Vereinbarkeit bei der Diensteinteilung
- Unzureichende Zuschlagsregelungen und Gehaltsprogression bei der Entlohnung
- Möglichkeiten der Konfliktbewältigung: Kein Ticketverkauf, Lenker:innenbereich, Schulungen
- Herausforderungen für weibliche Lenkerinnen
Die kollektivvertraglich festgeschriebenen Regelungen werden zwischen Gewerkschaft und Arbeitgebern ausverhandelt. Abgesehen davon gibt es weitere Aspekte, die aus Sicht der Beschäftigten Probleme darstellen und nicht von den Sozialpartnern allein gelöst werden können. Hierzu zählen:
- Mehrfache Arbeitsverdichtung durch Zeitdruck und Personalmangel
- Fehlender Zugang zu Pausenräumen und sanitären Anlagen
- Positive Erlebnisse mit Fahrgästen, aber auch Konflikte und wenig Wertschätzung
Ein Hebel für Verbesserungen in diesen Angelegenheiten läge darin, dendurch die Ausschreibungspflicht bedingten Kostenwettbewerb zu entschärfenund soziale Kriterien in den Ausschreibungsverfahren aufzuwerten. Eine wichtige Grundregelung wäre die generelle Durchsetzung der Gemeinwohlorientierung bei der Finanzierung und Bereitstellung öffentlicher Güter. Schließlich sollte dringend geklärt werden, ob Busunternehmen oder Verkehrsverbünde für die Bereitstellung von Infrastruktur wie Pausenräume und WCs verantwortlich sind. An dieser Stelle sind Verbesserungen der Situation überfällig. Zudem ist die Gleichbehandlung aller Lenker:innen unabhängig von ihrer Geschlechtsidentität durch Vorgesetzte, innerhalb der Belegschaften und von Seiten der Fahrgäste unabdingbar. All diese Aspekte würden nicht nur den Arbeitsalltag des bestehenden Personalserleichtern. Sie sind auch Voraussetzung, um dringend benötigte zusätzliche Arbeitskräfte zu gewinnen.
Dowling, E., Hettich, E., Knapp, M., & Romauch, L. (2024). Buslenker:innen am Limit. Wien: Verlag der Arbeiterkammer Wien.
Studie zum Download: https://emedien.arbeiterkammer.at/viewer/image/AC17382889/1/
Kurzfassung: https://www.awblog.at/Arbeit/bessere-Arbeitsbedingungen-in-der-Busbranche